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Seit rund acht Monaten setzen sich neun SchülerInnen der Städtischen Wirtschaftsschule im Rahmen des Projekts „Eine Stunde Zeit“ für Menschen in ihrer direkten Umgebung ein. Zeit, um zu schauen, wie das Projekt angekommen ist! Kathrin Wendel, Erzieherin in der Offenen Ganztagsschule, ist nach wie vor überzeugt von dem Kooperationsprojekt der Wirtschaftsschule mit der ökumenischen Nachbarschaftshilfe Grombühl und youngcaritas Würzburg.

Neun SchülerInnen der 7. – 9. Klasse beteiligten sich auf freiwilliger Basis an dem Projekt und engagieren sich eine Stunde in der Woche für Kinder bzw. SeniorInnen im Stadtteil Grombühl.

Ein großes Wort „Verantwortungsgefühl“

Einige Schüler besuchen das evangelische Kinderhaus Thomaskirche. Einer von ihnen ist Mario. Ihn lockt vor allem die positive Anmerkung im Zeugnis. Der Neuntklässler hat schon feste Pläne für die Zukunft. Er möchte Automobilkaufmann werden. „Eine Stunde Zeit“ ist für ihn eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, dass er sich auch über die schulischen Anfordernisse hinaus engagiert. Einmal die Woche tollt er mit den Kindern im Kinderhaus herum, spielt mit Lego und Bausteinen. Das erste Mal sei es ihm schwer gefallen, auf die Kinder zuzugehen. „Ich bin Einzelkind und den Umgang mit Kindern nicht gewohnt. Meinem Freund, der viele Geschwister hat, fiel es sehr viel leichter mit den Kindern zu spielen.“, erklärt Mario. Nach und nach verlor er jedoch seine Zurückhaltung und hat einiges im Kinderhaus gelernt. „Verantwortungsgefühl“, antwortet er auf die Frage, was ihm sein Engagement im Kinderhaus gebracht habe. Ein großes Wort für den 16-Jährigen. Denn genau das sei auch für die erwünschte Ausbildung wichtig. Mario ist bei „Eine Stunde Zeit“ über seine Grenzen gegangen, hat gelernt auf Menschen zuzugehen, die nicht in seinem Alter sind, und er hat für sich und seinen Lebensweg wertvolle Erfahrungen mitgenommen.

 Perspektivwechsel

 Kathrin Wendel hat beobachtet, dass die Schüler durch die Arbeit mit Kindern eine andere Perspektive kennenlernen: „Die Schüler haben im Kinderhaus erlebt, wie es ist, in der Erzieherrolle zu sein. Ein Schüler erzählte mir, dass er irritiert war, als ein Kind nicht auf ihn hörte. Er forderte es auf, stehen zu bleiben – das Kind aber lief weiter... Vielleicht können die Schülerinnen und Schüler durch solche Erfahrungen ihre Schülerrolle reflektieren und die Position ihrer Lehrerinnen und Lehrer sowie später ihrer Vorgesetzten besser verstehen.“ 

Voneinander wissen

Esther Schießer von youngcaritas Würzburg findet den Austausch zwischen verschiedenen Generationen, den das Projekt bietet, spannend. „Das Verhältnis zwischen den Generationen verändert sich. Im Jahr 2060 wird voraussichtlich jede dritte Person über 65 Jahre alt sein. Heute ist es bereits jede fünfte. Es ist wichtig, dass die Generationen gut miteinander vernetzt sind und von den jeweiligen Bedürfnissen wissen. Nur so ist eine solidarische Gesellschaft möglich, in der jungen und alten Menschen dieselben Chancen zustehen, man füreinander einsteht und gemeinsam nach Lösungen sucht.“

 Es war schön, etwas Sinnvolles zu tun

 Nicht nur die jüngere, auch die ältere Generation steht bei „Eine Stunde Zeit“ im Fokus. Die 14-jährige Ann-Kathrin und die 13-jährige Sarah haben ihre Zeit einer älteren Frau in Grombühl gewidmet. „Wir haben uns ganz spontan entschlossen bei dem Projekt mitzumachen.“, erzählen die Jugendlichen. Und sie haben gute Erfahrungen gemacht: „Es war schön, die Seniorin zu besuchen und ihr helfen zu können. Wir haben uns gefreut, dass sie uns immer mit einem Lächeln und kleinen Aufmerksamkeiten, wie etwas Süßem aus der Bäckerei, in ihrer Wohnung empfangen hat.“ Meistens erledigten Sarah und Ann-Kathrin die Einkäufe. Eigentlich eine Alltagsaufgabe, doch wenn man nicht mehr so gut zu Fuß ist und das Tragen von schweren Einkaufstaschen eine Tortur ist, kann es eine große Hilfe sein, wenn man hier entlastet wird. „Wir haben uns immer sehr wohl gefühlt und es war schön, etwas Sinnvolles zu tun.“, resümieren die Mädchen ihr Engagement bei „Eine Stunde Zeit“.

Die Projektleiterinnen Friedl Seeger (Nachbarschaftshilfe), Kathrin Wendel (Offene Ganztagsschule) und Esther Schießer (youngcaritas Würzburg) sind gespannt auf das zweite Halbjahr des Stadtteilprojekts „Eine Stunde Zeit“. 

Esther Schießer

 

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