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In seinen halbjährlichen Demenzgottesdiensten in der Heiligkreuzkirche spricht Pfarrer Werner Vollmuth immer die Sinne seiner Besucherinnen und Besucher an und berührt sie auf ganz besondere Weise.

Rund 35 Menschen sind der Einladung des Caritasverbandes in die Heiligkreuzkirche gefolgt. Es geht familiär zu. Vollmuth steht im Mittelgang der großen Kirche, ganz nah bei seinen Gästen. Engel sind das Thema an einem sonnigen Herbsttag. Vollmuth fragt in die Runde, wer schon einmal einen Engel gesehen habe, einige der Anwesenden bejahen diese Frage.

Es gibt sichtbare und unsichtbare Engel, stellt der Pfarrer fest. „Jeder Mensch kann einem anderen Menschen Engel sein“, ist er sicher, „das sind die sichtbaren“, und wieder nicken einige der Besucher.

Vollmuth erzählt weiter, von unsichtbaren Engeln, von Geistwesen und Boten Gottes, von Schutzengeln. Er verteilt an jeden Anwesenden eine Postkarte mit einem Schutzengelbild, einem Bild, wie es früher über vielen Betten, in Schlafzimmer hing. Ein Schutzengel mit großen Flügeln hält schützend seine Hand über ein Kind, das sich an einem gefährlichen Ort aufhält, hier geht es über eine allzu schmale Brücke. Die Anwesenden studieren das Bild, erinnern, tauschen sich aus. Auch ich erinnere mich. Im Schlafzimmer meiner Großeltern hing ein ähnliches Bild und mit dieser Erinnerung, angeregt durch ein Foto auf einer Postkarte, tauchen plötzlich weitere Bilder aus meiner Kindheit auf. Es ist faszinierend. Ein kleiner visueller Anstoß und plötzlich öffnet sich eine Tür, eine Tür in die Erinnerung.

„Wenn ein Engel einen streift, ist das wie ein Hauch vom Himmel“, höre ich Vollmuth sagen. „Man freut sich.“ Er erklärt, warum Engel mit Flügeln dargestellt werden, nämlich um zu verbildlichen, wie schnell Gott hier oder dort sein kann und wie zärtlich er sich um uns sorgt. Und dann verteilt er an jeden Besucher eine weiße Feder, fährt dem ein oder anderen damit zart über die Wange oder die Hand, fordert sie auf es ihm nachzutun. Es ist witzig und es wird gelacht. Die Menschen kitzeln sich mit den Federn, spüren Leichtigkeit.

Zwischendurch wird immer wieder gesungen und zum Abschluss erhält jeder Teilnehmer noch zwei Flügel-Kekse, je einen rechten und einen linken, gebacken im ABZ. Der Verzehr dieser Flügel-Kekse soll ihnen innerlich Flügel wachsen lassen und ihnen zu mehr innerlicher Leichtigkeit verhelfen.

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