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Der Caritasverband bezieht Räume im Mesnerhaus in Ochsenfurt – Das Pfarrzentrum St. Andreas in Ochsenfurt steht. Die Spannung ist groß, wenn schon bald alle Gruppen in diesem neuen Mittelpunkt gemeinsam unter einem Dach sind. Bewähren soll es sich als Arbeitsort im Mehrschichtbetrieb, als Mehrgenerationenhaus und als offenes/ barrierefreies Haus. Am Sonntag, dem 31. März, um 10 Uhr, findet ein Festgottesdienst in St. Andreas statt; anschließend gehts zum Feiern ins Zentrum.

Der Vorgängerbau: Feucht im Keller, zu klein, sanierungsbedürftig, nicht barrierefrei – die Mängelliste war gravierend. Fast 70 Jahre war er für Generationen von Ochsenfurtern der Mittelpunkt des Gemeindelebens – ein Unterschlupf. Eingetauscht ist er jetzt gegen ein Haus der Möglichkeiten.

Das Pfarrzentrum, zwischen Kirche und Pfarrhaus gelegen, hat nun barrierefreie Eingänge vom Kirchplatz und der Pfarrgasse. Der Saal ist auf rund 100 Sitzplätze ausgelegt, die Küche entsprechend dimensioniert. Die Glasfassade gibt nicht nur einen wunderschönen Blick auf die Kirche frei, sie lässt sich auch öffnen. Der Kirchplatz kann bei Veranstaltungen einbezogen werden. Das Haus hat Räume für Ministranten, Frauenbund, Pfadfinder, Seniorengruppen, die Kirchenmusik, das Pfarr- und das Diözesanbüro, Jugend- und Familienseelsorge und Fortbildungen sowie einen Raum der Ruhe. Veranstaltungen können parallel laufen. Natürlich erhofft man sich auch für die Pfarreiengemeinschaft neue Impulse mit dem ansprechenden Ambiente und moderner Veranstaltungstechnik.

SBW als Planer

Ralf Hock, Leiter des Architekturbüros der Würzburger SBW Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, ist der Planer. Er hat geschafft, was im ersten Anlauf mit einem Architekturwettbewerb nicht gelungen war: alt und neu zu verbinden, alle Interessensparteien zu einen und ein Haus zu errichten, das viele Funktionen eint.

Wünsche umgesetzt

Zwei Stärken haben sich als äußerst hilfreich erwiesen: Erfahrung und Beharrlichkeit. Das Büro erwies sich als Partner, das kirchliche Aufgaben und Abläufe kennt. Es hat alle Wünsche umgesetzt. Persönliche Ansprache und Beharrlichkeit waren gefordert, um Handwerker und Baufirmen zu gewinnen – oder zumindest ein Angebot in Zeiten, in denen das Baugewerbe mehr als ausgelastet ist. Glücklich mit dem Ergebnis und sehr zufrieden schätzt sich die Kirchenverwaltung. Nur drei Monate später als avisiert, ist das Haus bezugsfertig.

Gute Fachplaner und gute Firmen, sagt Architekt Ralf Hock, hätte er gehabt – sehr diszipliniert bei äußerst schwieriger Logistik in den Gassen. Jede einzelne Lkw-Anfahrt war eine Herausforderung. Eine tolle Teamarbeit hat aber auch die Kirchenverwaltung abgegeben. Mit Pfarrer Oswald Sternagel an der Spitze, war vor allem Kirchenverwaltungsmitglied Martina Bausenwein permanent involviert, diejenige, bei der alle Fäden zusammenliefen.

Bei den Planungen musste viel berücksichtigt werden: Teile der alten Bebauung sowie der Gassencharakter in der Pfarrgasse mussten erhalten bleiben, ein Gewölbekeller, das Mesnerhaus aus dem 17. Jahrhundert und als benachbartes Objekt das ehemalige Schwesternhaus. Abgerissen wurden das alte Pfarrheim und zwei alte Wohnhäuser. Gebaut wurde in den Dimensionen der vorherigen Bauten, wobei sich die Ansicht zum Kirchplatz hin gliedert wie eine verwinkelte Altstadtsituation als Tribut an das Denkmalensemble.

Die Nachhaltigkeit: Die Wände des Saals sind aus Beton, alles andere klassisch gemauert und verputzt. Auch ohne Styropor, aber mit Fernwärmeanschluss – energetisch entspricht es dem aktuellen Standard, versichert Hock. Qualität, Kosten, Nachhaltigkeit beziehungsweise laufende Pflege und das Handling durch Ehrenamtliche waren permanent in der Abwägung, so Martina Bausenwein. Einerseits soll das Objekt auch in 20 Jahren noch alltagstauglich, andererseits auch als Mittelzentrum für umliegende Gemeinden denkbar sein, wenn der Bischof entsprechende Strukturen für die Pastoral der Zukunft vorgeben sollte, ergänzt Pfarrer Sternagel.

Neue Baustellen

Die Einweihung ist ein Etappensieg. Weitergebaut wird unmittelbar anschließend am Mesnerhaus. Es ist ein lange leer stehendes Einzeldenkmal, das später mit dem Pfarrzentrum verbunden sein wird. Die Baukosten für die Sanierung sind mit 560000 Euro veranschlagt. Die Caritas wird hier einziehen und  ein Pilger-Zimmer für zwei Personen bekommen, denn der Fränkische Jakobsweg und die Via Romea führen durch Ochsenfurt. Der dritte und letzte Akt wird schließlich die Sanierung des Kirchplatzes gemeinsam mit der Stadt Ochsenfurt sein.

Die Kunst, das Grün

In Kürze sollen auf dem fliehenden Dach des Pfarrsaals Sedum-Arten und Gräser wurzeln. Es ist die zweite Ansaat, nachdem Trockenheit und Tauben den ersten Versuch vereitelten. Mehr Grün kann es gegebenenfalls mit der Sanierung des Kirchplatzes geben. Markant sind die Schiebeläden mit Schlitzen anstelle von Jalousien. Als schmückende und schützende Fassadenelemente werden die historischen Ansichten und Funktionen modern interpretiert. Ebenfalls von außen ablesbar ist der Sitz der Orgelschule des Dekanats im Westgiebel. Drei Fenster in verschiedenen Längen symbolisieren Orgelpfeifen. Farblich abgesetzt sind die Wände der alten, erhaltenen Pfarrgassenbebauung mit einem erdfarbenen Ton im ansonsten lichten Weiß des Hauses.

 Antje Roscoe

Die Fakten:

Träger: Kirchenstiftung.
Nutzfläche: 1100 Quadratmeter.
Grundfläche: 630 qm.
Bauzeit: Zwei Jahre.
Baukosten: 3,6 Millionen Euro.
Finanzierung: Diözese:
2,6 Mio. Euro; Kirchenstiftung 1 Mio. Euro.

Dieser Artikel von Antje Roscoe erschien in der Ausgabe 13/12019 des Würzburger Katholisches Sonntagsblatt

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