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Großes Interesse am Trauerangebot des Caritasverbands für die Stadt und den Landkreis – Trauergruppe „Gezeitenwechsel“ gegründet

Der Tod ist kein Thema, über das man im Alltag gerne spricht. Wenn plötzlich aber ein Nachbar, ein naher Bekannter oder Verwandter aus dem Leben gerissen wird, muss man sich der neuen Situation stellen. Hinterbliebene möchte der Caritasverband für Stadt und Landkreis mit einem offenen Trauerangebot unterstützen. Dies gaben die Verantwortlichen jetzt bei einer Gedenkfeier für Trauernde im Altenbetreuungszentrum (ABZ) im Stadtteil Zellerau bekannt. Die jetzt gegründete Trauergruppe „Gezeitenwechsel“ trifft sich einmal im Monat im Altenbetreuungszentrum (ABZ) im Stadtteil Zellerau.

Bei der meditativen Feier gedachten die Teilnehmer ihrer Verstorbenen. Die Andacht stand unter dem Motto „Trauer verbindet“. Im Anschluss daran kamen alle bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch miteinander. Unterstützt wurde das ABZ-Team von Mitarbeiterinnen der Malteser: Gudrun Schmitt-Seleem, Martina Mirus und Team. „Das Thema Trauer findet im normalen Alltag keinen Platz“, sagte Christiane Weinkötz, Leiterin für Sozialarbeit im Caritasverband. Trauer habe viele Facetten und könne einsam und krank machen sowie Angst auslösen. Oft fühlten sich Trauernde ausgegrenzt, unverstanden und allein gelassen.

In der Gruppe müsse sich niemand dafür rechtfertigen, dass seine Trauer auch nach langer Zeit noch da, der Schmerz noch nicht überwunden sei und man noch nicht losgelassen habe, so Weinkötz. Die Caritas-Mitarbeiterin wertet das große Interesse am Trauerangebot als ein Zeichen des Vertrauens. Die Begegnung und das Gespräch mit ebenfalls betroffenen Menschen helfen ihm, berichtete Gerd Hüttinger. Der 65-jährige Würzburger, dessen Ehefrau Gertrud im September letzten Jahres starb, wundert sich, dass Männer solche Angebote kaum annehmen.

Die Idee, einen offenen Gesprächskreis zu gründen, ist durch die Arbeit der drei Caritas-Sozialstationen St. Totnan, St. Franziskus und St. Norbert sowie durch die Begegnungen mit Senioren im ABZ entstanden. „Im Umfeld der Sozialstationen sterben viele Patienten – für die trauernden Angehörigen haben wir aber bisher kein Angebot. Auch ins ABZ kommen viele Menschen, die den einen oder anderen Verlust erlitten haben“, sagte Rosemarie Heimberger, die den Bereich Trauerarbeit Schwerpunkt im ABZ verantwortet.

Die neue Gruppe „Gezeitenwechsel“ will laut Heimberger trauernden Menschen nach dem Tod eines geliebten Verwandten oder Ehepartners helfen, über den großen Verlust hinwegzukommen. Im ABZ ließen sich Dinge besprechen, für die Angehörige und Freunde irgendwann keine Zeit mehr hätten. Nach Heimbergers Worten muss niemand den Erwartungen anderer entsprechen, „sondern darf so sein, wie er ist“. Viele Hinterbliebene würden sich mit Schuldgefühlen plagen, etwa wegen eines nicht beigelegten Streits oder weil sie meinen, nicht genug getan zu haben.

In der Trauergruppe soll auch die Botschaft vermittelt werden, dass der oder die Verstorbene immer im Bewusstsein erhalten bleiben wird. Die Teilnehmer sollen sich klarmachen, dass es viele schöne Momente im Zusammenleben gab, dass der oder die Tote in Gedanken, Projekten und anderen Dingen weiterlebe. Damit soll den Angehörigen auch Mut gemacht werden, sich wieder dem eigenen Leben und neuen Perspektiven zuzuwenden. Seit Anfang des Jahres ist das sogenannte „Trauercafé“ der Malteser ins ABZ umgezogen. „Mit unserem Trauerangebot ergänzen wir einander“, erklärte Rosemarie Heimberger.

Am 13. April trifft sich die Gruppe zum ersten Mal um 9.30 Uhr im ABZ. Weitere Infos unter der Telefonnummer (0931) 38 65 91 45.

Gideon Zoryiku

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