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Eva Pscheidl und Sr. Dr. Katharina Ganz über ihr Jahr im Mentoring Programm

Würzburg/Zell am Main. Kommunikationsstrategien und Medientraining, aber auch Mut und Stärke – Eva Pscheidl hat viel mitgenommen aus dem Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ (KiM). Mit einer Abschlussveranstaltung Ende September endete der aktuelle Kurs, bei dem die 45-Jährige aus Würzburg die einzige Teilnehmerin aus Bayern war. Ebenfalls mit dabei: ihre Mentorin Schwester Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen. Nach einem Jahr mit regelmäßigen Treffen und intensivem Austausch ziehen die beiden Frauen ihr ganz persönliches Fazit und betonen, dass solche Programme wie das des Hildegardisvereins wichtig und nötig sind – auch im Bistum Würzburg.

Es sei ein bereichernder Kurs gewesen, sagt Eva Pscheidl. „Es hat mir viel gebracht, um mich in meiner Rolle als Fachbereichsleiterin, aber auch als Teil von Caritas und Kirche neu zu betrachten.“ Die 45-Jährige ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern, gelernte Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin. Sie leitet den Fachbereich Pflege und Betreuung im Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg e.V., koordiniert die ambulanten Pflegedienste und ist für 170 Mitarbeiter*innen verantwortlich. Vieles, was Caritas und Kirche leisten, werde als selbstverständlich angesehen, so Pscheidl. Auch sie selbst habe über die Dinge, die gut laufen, nie groß gesprochen. „Das sehe ich inzwischen anders. Wir müssen lauter werden, auf unsere Angebote und unsere Arbeit aufmerksam machen.“ Vor allem der Austausch mit Schwester  Katharina habe ihr dafür Mut gegeben.

Etwa einmal im Monat trafen sich die beiden Frauen. Bei Spaziergängen am Main konnte Eva Pscheidl sich Rat von Schwester Katharina holen. Die Generaloberin trägt die Verantwortung für die Einrichtungen und die rund 350 Mitarbeiter*innen der Kongregation. „Ich hab ihr aber nicht gesagt, wie sie was machen muss, sondern hab auch ihr Fragen gestellt“, erklärt Schwester Katharina ihre Rolle als Wegbegleiterin. „Die meisten Erkenntnisse tragen wir schon in uns. Durch meine Fragen konnte ich ihr helfen herauszufinden, was für sie richtig und stimmig ist.“ Diese vertrauensvollen Gespräche habe auch sie sehr geschätzt, so die Mentorin. Gleichzeitig habe sie  viel über das Arbeitsfeld von Frau Pscheidl, aber auch über sich selbst gelernt. „Unsere Gespräche haben dazu geführt, dass ich meinen eigenen Führungsstil reflektierte. Welche Werte, welche Haltungen prägen mich? Wie leite, wie kommuniziere und wie löse ich eigentlich Konflikte? Wie kann ich selbst wieder Kraft schöpfen?“ Eva Pscheidl stellte ihr solche Fragen, weil sie mit manchen Situationen zum ersten Mal konfrontiert war. Der Kontakt wird auch nach Abschluss des Kurses sicher bestehen bleiben.

Neben dem persönlichen Austausch zwischen Mentee und Mentorin gehörten auch Workshops zum KiM-Kurs des Hildegardisvereins. Bei drei Veranstaltungen, die jeweils drei Tage dauerten, gab es Vorträge zu Gesprächsführung, Management und Medienkompetenz, aber auch praktische Übungen, spirituelle Impulse und Gelegenheiten zum Austausch. Jede Teilnehmerin sollte bis zum Ende des Kurses ein Projekt erarbeiten und beim Abschlusstreffen vorstellen. Eva Pscheidl hatte bereits das Konzept von „CariFair“, entwickelt von der Caritas Paderborn, auf ihrem Tisch liegen, wollte das sowieso umsetzen und konnte so das Mentoring-Programm gut nutzen. Es geht darum, ausländische Haushalts- und Betreuungskräfte legal und zu fairen Bedingungen an Pflegebedürftige zu vermitteln. Im September ist die Würzburger Caritas mit dem Projekt gestartet. Aktuell versucht Eva Pscheidl mit ihrem Team auf das Angebot aufmerksam zu machen. Anders als bei anderen Agenturen sollen die Betreuungskräfte, oft sind es Frauen aus Osteuropa, nach einem bundesweit anerkannten Tarifvertrag bei den Familien angestellt werden, mit klaren Absprachen in Sachen Arbeitszeiten und Pausen. „Wir vermitteln sie zu den Familien und stehen bei Problemen auch zur Seite“, erklärt Eva Pscheidl. Das Mentoring-Programm habe ihr bei der Umsetzung dieses Projekts sehr geholfen.

Durch den Kurs lernte Eva Pscheidl zudem Strukturen anderer kirchlicher Träger kennen. Zum Beispiel waren mit ihr Pastoralreferentinnen im Kurs oder die Verwaltungsleiterin eines pastoralen Raumes. Aus dem Bistum Würzburg war Pscheidl die dritte Teilnehmerin seit Beginn des Programms vor sechs Jahren, auch die beiden Frauen vor ihr waren Mitarbeiterinnen der Caritas. Sie würde sich wünschen, dass Programme wie „Kirche im Mentoring“ bekannter werden. Es sei eine gute und wichtige Grundlage, um Frauen gerade in kirchlichen Strukturen zu fördern, zu stärken und letztlich in Führungspositionen zu bringen – und das sei eine Bereicherung für die Bistümer.

Stefan Weber, Geschäftsführer des Caritasverbandes für Stadt und Landkreis Würzburg, sieht das genauso. „Mit Kirche im Mentoring haben wir ein Führungskräfteentwicklungsprogramm gefunden, das inhaltlich gut aufgestellt sowie praxisnah ist und zudem stark auf Vernetzung setzt.“ Außerdem sei es explizit auf Frauen zugeschnitten, was gut und wichtig sei, so Weber. „Wenn wir wirklich mehr Frauen in Führungspositionen bringen wollen, dann braucht es eine gezielte Personalentwicklung. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiterinnen sich fachlich und persönlich weiterentwickeln können und es ihnen ermöglicht wird, eigene Netzwerke zu knüpfen.“ Männer hätten in aller Regel solche Netzwerke und die Kultur besonders in kirchlichen Einrichtungen sei auf das berufliche Fortkommen von Männern ausgerichtet, betont der Caritas-Geschäftsführer weiter. „Ich bin froh, dass sich unsere Erwartungen an Kirche im Mentoring voll erfüllt haben und würde mir wünschen, dass viele weitere Frauen in den Genuss dieses Programmes kommen.“

Schwester Katharina hat das kürzlich auch dem Würzburger Bischof Franz Jung ans Herz gelegt: mal zu schauen, welche Frauen im Bistum Würzburg mit diesem Kurs gefördert werden könnten. „Wir beschäftigen uns auch im Synodalen Weg damit, wie Frauen in der deutschen Kirche stärker in Führung kommen könnten. Dieser Kurs, der ja auch von der Bischofskonferenz mitgetragen wird, ist ein Baustein dazu“, so die Generaloberin. Die Kompetenzen dafür hätten die Frauen bereits. Sie zu ermutigen und zu vernetzen – das sei wichtig in diesem doch sehr männerdominierten Arbeitsfeld.

Hintergrund: Kirche im Mentoring

„Kirche im Mentoring - Frauen steigen auf“ ist ein Mentoring-Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen in der katholischen Kirche und wird vom Hildegardisverein Bonn in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem Bonifatiuswerk für die deutschen Bistümer angeboten. Es zielt darauf ab, Frauen auf Führungspositionen innerhalb der katholischen Kirche vorzubereiten. Das 2016 gestartete Programm will darüber hinaus zu einer geschlechtergerechten Personal- und Organisationsentwicklung beitragen, für den Arbeitsplatz Kirche werben und nachhaltig Nachwuchs sichern. Aus dem Bistum Würzburg ist Eva Pscheidl seit 2016 die dritte Frau, die an dem Programm teilnimmt. Im letzten Kurs von September 2021 bis September 2022 war sie unter 20 Teilnehmerinnen die einzige aus Unterfranken/Bayern.

Eva Pscheidl

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