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Neuer Caritasgeschäftsführer kämpft gegen Finanzierungsdefizite an –

Der Hilfsbedarf steigt, die Hilfsmittel sinken. Vor dieser paradoxen Situation sieht sich Matthias Fenger, der neue Geschäftsführer der Caritas in Stadt und Kreis Würzburg, gestellt. Er habe kein leichtes Amt angetreten, weiß der Sozialpädagoge und Sozialwirt. Mit Kreativität und Solidarität hofft Fenger, die anstehenden Probleme in den kommenden Jahren lösen zu können.

Zu schaffen macht Fenger zum Beispiel, dass die Bundes- und Landesmittel für die Migrationserstberatung der Caritas sanken. Und dies, obwohl Integration auf der politischen Agenda ganz oben steht. Mittel für Integration werden dennoch nicht ausreichend zur Verfügung gestellt. So klafft bei der Finanzierung der Migrationserstberatung derzeit eine Lücke von knapp 5000 Euro.

Durch Spendengelder will Fenger versuchen, die Lücke zu schließen. Er entwickelte papierne Integrationsbausteine, die käuflich erworben werden können. Jede Summe ist recht, wenn nur am Ende des Jahres 5000 Euro zusammenkommen. Klar ist für Fenger auf jeden Fall, dass die Migrationserstberatung nicht geschlossen werden darf. Zu wichtig ist die Einrichtung, die das tut, was die Politik zu tun verspricht, ohne die materielle Grundlage zu schaffen. Die von Sebastian Zgraja geleitete Caritas-Einrichtung ist offen für alle neu nach Würzburg kommende Migranten, egal, woher sie stammen, welcher Kultur und Religion sie angehören. Zgraja hilft den Migranten, sich in ihrer Wahlheimat zurechtzufinden. Auch versucht er, ihnen Möglichkeiten zu zeigen, sich in Würzburg zu engagieren.

Wichtig ist der Beratungsstelle, nach Würzburg hinein die Botschaft zu transportieren, dass Integration keine Einbahnstraße ist und nichts mit Anpassung zu tun hat. Nicht nur die Migranten sollen und müssen Neues lernen. Auch Einheimische müssen bereit sein, von Menschen anderer Kulturen zu lernen, damit Intgration gelingen kann.

Rege nachgefragt wird nicht nur die Migrationserstberatung. Förmlich überrannt wird das Caritas-Team vom Allgemeinen Sozialdienst (ASD). Fast 500 Menschen wenden sich inzwischen jährlich an die Einrichtung. Die hohe Nachfrage zeigt, wie groß die Not ist, so Fenger. Verursacht vor allem durch die rigide Anwendung der Hartz IV-Gesetze. Alleine sieht sich das Team der Caritas nicht mehr in der Lage, den Menschen mit ihren vielfältigen Problemen zu helfen. Würzburger Bürger sollen künftig mithelfen, die Not zu lindern. Ein deutschandweit einmaliges Projekt will Fenger ins Leben rufen: „Caritas plus“.

Dabei handelt es sich nicht um ein aus dem Ärmel geschütteltes Notprojekt, das ad hoch den Engpass beim ASD beseitigen soll. Zwei Jahre lang gibt sich Fenger Zeit, um das neue Ehrenamtlichenmodell zu installieren. Unterstützt wird er von einer Studentengruppe der Fachhochschule. Die soll die Projektentwicklung vorantreiben.

Viele Fragen sind zu klären, bevor „Caritas plus“ im September 2010 greifen kann. Die wichtigste: Welche Aufgaben können Ehrenamtliche tatsächlich übernehmen, um dem ASD zu helfen? Zu beobachten ist nämlich, dass nicht nur die Zahl der Ratsuchenden steigt. Die Betroffenen haben auch immer mehr und immer kompliziertere Probleme. Was kann man Ehrenamtlichen zumuten? Wie kann das Problemgeflecht entwirrt werden, um Professionellen die Möglichkeit zu verschaffen, sich um die heikelsten Konfliktfelder zu kümmern, während sich Ehrenamtliche der weniger schwierigen Probleme widmen können? Diese Fragen sollen in den kommenden zwei Jahren beantwortet werden.

Gleichzeitig sollen Kräfte durch neue Initiativen gebündelt werden. So sollen Gruppenangebote für Menschen mit ähnlichen Problemlagen wie Alleinerziehende entstehen.

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