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Im Jahr 2000 begaben sich Caritas, Diakonie und die katholische Kirchenstiftung St. Johannes in Würzburg auf eine spannende Reise. Mit gebündelten Kompetenzen zur Unterstützung wohnungsloser und straffällig gewordener Männer brachen sie auf in die Zukunft. So entstand am 17. April die gemeinnützige Christophorus Gesellschaft. Der Name ist bis heute Programm: Nach dem Vorbild des Heiligen Christophorus versteht sich die Organisation als Helferin in der Not.

Auslöser zu einer noch engeren Kooperation war bereits 1998/1999 der Einzug der Landkreis-Schuldnerberatung in die Räume der Insolvenzberatung und Schuldnerberatung der Stadt Würzburg.

Mit der Gründung 2000 war zunächst das Ziel verbunden, die Verwaltungskosten zu senken, berichtet Diakon Thomas Schmitt, damals Geschäftsführer des Diakonischen Werks Würzburg. Dadurch wollte man mehr Mittel für die inhaltliche Arbeit freischaufeln. „Bis dahin fragten uns die Kostenträger oft, warum denn katholische und evangelische Kirche parallele Hilfen anbieten müssen“, erinnert er sich. Dies habe die Gründungsidee forciert. Zumal es mit der Bahnhofsmission bereits eine Einrichtung in ökumenischer Trägerschaft gegeben habe.

Zusammen mit Caritasdirektor Franz Stephan begann Thomas Schmitt, das Personal zu überzeugen, in die Gesellschaft überzutreten: „Das war schwierig.“ Nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Tarifwerke bei Diakonie und Caritas. Schließlich gelang es, die einzelnen Maßnahmen zu bündeln: „Heute stehen wir mit einer besseren Struktur für Hilfe suchende Menschen da.“

„Ich erinnere mich gut an die Gründungszeit“, sagt Michael Lindner-Jung, Leiter der Bahnhofsmission. Von Unsicherheit, aber auch Hoffnungen sei sie geprägt gewesen. „Wir fragten uns, ob wir mit dem neuen Zusammenschluss im Bemühen um die Schwächsten in unserer Gesellschaft an Kraft gewinnen oder verlieren werden“, erläutert der Theologe. Bis heute gilt: „Wir sind durch unterschiedliche Zeiten gegangen, zumeist festen Schrittes.“ Das Ziel allerdings sei niemals aus dem Blick geraten.
Die Christophorus-Gesellschaft ist für Michael Lindner-Jung zu einem markanten gesellschaftlichen Zeichen geworden: „Und zwar dafür, dass jeder Mensch, egal wie eigenartig er auch sein mag, einzigartig wertvoll ist und sich der Einsatz für ihn lohnt.“ Er selbst verstehe durch seine Arbeit in der Bahnhofsmission immer besser, auf was es im Leben wirklich ankommt.

Das Besondere an der Christophorus-Gesellschaft ist für ihn persönlich das ausdrücklich gewollte ökumenische Miteinander auf Augenhöhe

Von den Verantwortlichen in den beiden Kirchen und den Entscheidungsträgern in den Kommunen wünscht sich der Einrichtungsleiter, dass sie sich sowohl von der Armut, vor allem aber auch vom Reichtum der Menschen, die in die Einrichtungen der Christophorus-Gesellschaft kommen, berühren lassen.

Die Gründung der von Günther Purlein geleiteten Gesellschaft habe zu einem großen, dennoch überschaubaren Team in der Würzburger Wohnungslosenhilfe geführt, ergänzt Sozialpädagogin Brigitte Abt. 1988 begann sie in der Wärmestube zu arbeiten, heute leitet sie das Johann-Weber-Haus. „Zusammen hatten wir damals Neuland betreten“, sagt sie. Würde man sich zusammenraufen können? Diese Frage schwebte über allem.

Es gab anfänglich große Berührungsängste und Verunsicherungen bei den Mitarbeitern und daraus resultierend Gesprächsbedarf auf allen Ebenen, erinnert sich auch Abt. Doch es gelang, zu einem Team zu verschmelzen: „Ich erlebe uns heute als ‚zusammengewachsen’.“ Eine nachhaltig gesicherte Finanzierung aller Dienste, die sich für die Basisversorgung von Männern in prekären Lebenslagen einsetzen, ist Abts größter Wunsch zum 15. Geburtstag.

Dass sich die beiden christlichen Kirchen zusammentaten, um Menschen ohne Geld sowie schlechten Chancen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt zu helfen, ist auch für Werner Schühler von der Christophorus-Gesellschaft eine gute Sache. „Hier verwirklichen unsere Träger die Werke der Barmherzigkeit“, meint der Experte für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe. Beide Kirchen seien sich in dem, was sie tun, ganz einig: „Das ist gelebte Ökumene.“

Seit dem Jahr 2000 fanden Schühler zufolge viele Männer durch die Christophorus-Gesellschaft Wohnung und Arbeit: „Würzburg ist jetzt ihre Heimat.“ Die meisten von ihnen hätten es nicht alleine geschafft. Die Christophorus-Gesellschaft ging sogar so weit, für einige Männer eine Wohnung dauerhaft anzumieten.
„Das danke ich unseren Gesellschaftern besonders, das ist aber auch mein Geburtstagswunsch“, so Schühler: „Weiterhin Wohnungen anzubieten für Menschen, die der Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt nicht gewachsen sind.“ Das schönste Geburtstagsgeschenk wäre für ihn denn auch, würden private Vermieter und Wohnungsverwaltungen aus Anlass des Jubiläums bei ihm anrufen und einem aus der Haft entlassenen oder wohnungslosen Menschen eine Bleibe offerieren.

Hier finden Sie zu den Seiten der Christophorus-Gesellschaft

Günther Purlein

 

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