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„Hinweise auf Neonazis wurden konsequent ausgeblendet. Rassismus und Vorurteile prägten die polizeilichen Ermittlungen“, kritisierte die Ausstellungsmacherin Birgit Mair bei ihrer Eröffnungsrede in der Beruflichen Oberschule Würzburg vor rund 50 Gästen.

Mit ihrer erfolgreichen Wanderausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ gibt Birgit Mair den Opfern und ihren Angehörigen ein Stück Menschlichkeit und Würde zurück. Jahrelang hatten sie unter falschen Verdächtigungen zu leiden. 

youngcaritas Würzburg hat die Ausstellung mithilfe der Förderung von „Demokratie leben! Würzburg“ für vier Wochen – 3. bis 28. Juli – an die Berufliche Oberschule (Mozartstraße 9, 97074 Würzburg) geholt. Für die Öffentlichkeit ist sie ein letztes Mal am 27. Juli von 14 bis 17 Uhr zu sehen (Anmeldung bis 26.07.: 0931/38659-100, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Die ansonsten schulinterne Ausstellung stößt auf großes Interesse, wie Schulleiterin Susanne Kraus-Lindner anmerkt: „Voraussichtlich werden rund 500 Schüler*innen der FOS/BOS und umliegender Schulen die Ausstellung in ihrem Geschichts- oder Sozialkundeunterricht besuchen.“ 15 Schüler*innen wurden bereits Anfang Juli von Birgit Mair als Coaches ausgebildet, die nun selbst Schülergruppen durch die Ausstellung führen. 

„Der Caritasverband Würzburg und sein Jugendbereich youngcaritas setzen sich mit der Ausstellung für eine solidarische Gesellschaft ein, die auch beim Thema Neonazis aufmerksam und kritisch hinschaut“, so die youngcaritas- Koordinatorin Esther Schießer. In der Ausstellung sind Privatfotos der Opfer des NSU zu sehen, die sie mit ihrer Familie, im Urlaub oder in ganz alltäglichen Momenten zeigen. So entstehen Gegenbilder. Über Jahre hinweg wurden sie von Polizei und Medien als Kleinkriminelle und Verbrecher dargestellt.  

Birgit Mair ist überzeugt, dass der NSU nicht nur aus drei Einzeltätern bestand, sondern sich auf ein breites Netzwerk von Sympathisant*innen stützen konnte. Und dieses Netzwerk, so sei zu vermuten, bestehe noch immer. Allein die juristische Aufarbeitung durch den Prozess in München reiche nicht aus. Wichtig sei auch eine aufmerksame Gesellschaft, die eine lückenlose Aufklärung und Konsequenzen aus den Ermittlungsfehlern bei Polizei und Verfassungsschutz fordert, so Mair. Für gelebte Zivilcourage und Wachsamkeit gegenüber der rechtsextremen Szene sprachen sich auch Burkhard Hose („Würzburger Bündnis für Zivilcourage“) und Ahmet Bastürk (Integrations-, Kultur- und Bildungsverein) bei der Eröffnung aus.  

Die Ausstellung leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über den Umgang mit Rechtsextremismus und rechtem Terror. Viele Fragen zum Netzwerk des NSU und die Rolle des Verfassungsschutzes sind nach wie vor offen und müssen weiterhin gestellt werden, wie es die Witwe des ermordeten Theodoros Boulgarides 2013 in München mit einem Zitat Albert Einsteins forderte: „Wichtig ist es, dass man nicht aufhört zu fragen“.

youngcaritas Würzburg ist der Jugendbereich des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg. Über Schulprojekte werden junge Menschen darin bestärkt, sich in ihrem Umfeld aktiv für eine solidarische Gesellschaft einzusetzen.

Bei Interesse an Terminen zur Ausstellungsbesichtigung für Schülergruppen: youngcaritas-Koordinatorin Esther Schießer:  0931/38659-127, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 Zur Ausstellung:
Die Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ wurde in den Jahren 2012 und 2013 von Birgit Mair im Auftrag des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. erstellt. Die Wanderausstellung war bereits an über 140 Orten zu sehen (u.a. im Abgeordnetenhaus des Bundestages). Sie setzt sich mit den Verbrechen des NSU sowie deren gesellschaftlicher Aufarbeitung auseinander. Neben den Biografien der zehn Mordopfer, den Bombenanschlägen sowie zahlreichen Banküberfällen beleuchtet die Ausstellung Neonaziszenen, aus denen der NSU hervorging. Analysiert werden zudem Gründe, warum die Mordserie so lange unaufgeklärt blieb, und welche Fragen v.a. zum Unterstützerfeld des NSU weiterhin offen sind. (Weitere Informationen zur Ausstellung: www.opfer-des-nsu.de.)

Esther Schießer

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