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Würzburg. Anoraks gegen nasses Wetter, Handschuhe und Mützen für kalte Wintertage – am letzten Öffnungstag des Caritasladens im alten Jahr war der „Run“ wieder groß. „Wir hatten 124 Kunden, die 650 Kleidungsstücke mitnahmen“, berichtete Ladenkoordinatorin Rita Markvart. Zum letzten Mal gab es die Textilien komplett umsonst. Ab Januar muss jeder erwachsene Bedürftige drei Euro im Quartal zahlen. Markvart: „Anders können wir unseren Laden finanziell nicht mehr absichern.“

Über 50 Ehrenamtliche räumen zweimal wöchentlich neue Kleidung ein und geben sie ebenfalls zweimal in der Woche an arme Menschen aus. Die meisten Kunden wissen schon, dass sie ab Januar drei Euro „Eintritt“ zahlen müssen. „Die Anregung hierzu kam aus dem Kreis unserer Ehrenamtlichen“, sagt Christiane Weinkötz vom Caritas-Ortsverband. Die bangten ein wenig um „ihren“ Laden, der trotz reichlich freiwilligem Engagement, einigen Zuschüssen, aufwendigen Benefizaktionen und mehrerer Paten, die regelmäßig spenden, nicht aus eigener Kraft überleben kann.

Im vergangenen Jahr machte die Einrichtung der Würzburger Caritas ein Defizit in Höhe von rund 12.000 Euro. Zumindest ein Teil dieser Summe soll nun von den „Stammkunden“ hereingeholt werden. Wobei nur Erwachsene die Gebühr zahlen müssen. Weinkötz: „Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren bleiben weiter frei.“

Nicht zuletzt wegen der hohen Energiepreise ist der Obolus für den Laden essenziell. Geld wird aber auch für die Fahrtkosten der 50 Ehrenamtlichen benötigt. Die kommen aus dem gesamten Würzburger Landkreis, haben also oft lange Anfahrtswege.

Der neu eingeführte Tarif trägt auch dazu bei, dass sich das Freiwilligenteam weiter professionalisieren kann. „Heuer lernten die Ehrenamtlichen bei einer Fortbildung zum Beispiel, wie man gut Smalltalk macht“, schildert Weinkötz. Das ist wichtig, um auch mit verschlossen wirkenden Ladenkunden locken ins Gespräch zu kommen. Wissen ist nötig, um mit Konfliktsituationen, die es zum Beispiel wegen allzu fordernd auftretender Menschen immer mal wieder gibt, gut umzugehen.

Für den Obolus bekommen die Kunden nicht nur vorzügliche Kleidung – sondern auch das echte Bemühen des Teams, jedem das zu beschaffen, was er braucht. Weinkötz: „Wir geben uns Bestes, damit auch jene Kunden gut bedient werden können, die ungewöhnliche Größen benötigen.“ Selbst gute Schuhe gibt es ganz umsonst. Findet sich hier nicht die richtige Größe, kann der Kunde wiederkommen – dann natürlich, ohne noch einmal etwas bezahlen zu müssen: „Die drei Euro gelten für ein ganzes Quartal.“

Im Vergleich zu den Verkaufspreisen in „richtigen“ Läden ist die Gebühr mehr als fair, wurde dem Team des Caritasladens auch von den 35 Einrichtungen bestätigt, die Frauen und Männer mit geringem Einkommen, einer Minirente oder Menschen im Hartz IV-Bezug zum Caritasladen vermitteln. Sie stellen eine Karte aus, die als eine Art „Einlassticket“ für den Caritasladen fungiert: Das Team weiß, dass der Karteninhaber tatsächlich bedürftig ist und also das Fast-Umsonst-Angebot nicht ausnutzt. 2.700 Stammkunden, davon rund 700 Kinder, umfasst die von Rita Markvart verwaltete Kartei aktuell.

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