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Wohnen für Hilfe – Wohnpartnerschaften für Studierende und Leute, die Unterstützung im Alltag benötigen und Wohnraum anbieten können

Am Anfang der Woche setzen sich Elisabeth, 82 Jahre, und Franziska, 25 Jahre, zusammen und besprechen, was in der kommenden Woche an Aufgaben im Haushalt und im Garten ansteht. Die beiden Frauen wohnen im Rahmen des Projektes ‚Wohnen für Hilfe‘ zusammen in Elisabeths Haus in Würzburg.

Franziska kam zum Studium nach Würzburg. Ihre Familie lebt nicht in Bayern. Ein familiäres Umfeld ist ihr aber wichtig. Als sie von dem Projekt ‚Wohnen für Hilfe‘ erfährt, erkundigt sie sich beim Caritasverband nach Wohnpartnerschaften. Für sie steht fest: „Ich möchte nicht alleine wohnen, sondern in einem familiären Umfeld. Für mich steht der Kontakt zu Menschen im Vordergrund.“

Elisabeth lebt seit vielen, vielen Jahren in Würzburg. Die schlanke, kleine Frau mit den wachen Augen und freundlichem Lächeln hat vier erwachsene Kinder, die mit ihren Familien verstreut im Bundesgebiet leben. Im Laufe der letzten Jahre wurde das Leben für die Witwe schwieriger. „Wenn man älter wird, lässt die Mobilität immer mehr nach und man benötigt Unterstützung an manchen Stellen“, berichtet Elisabeth. „Das Alleinsein hat mich sehr belastet“, erinnert sie sich.

Im Haushalt helfen, Miete sparen

Eine Mitarbeiterin der Caritas Sozialstation erzählte der Senioren vom Projekt ‚Wohnen für Hilfe‘. Ein Projekt, mit dem der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg und die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) 2011 auf die mangelnde Wohnraumsituation für Studierende in Würzburg reagierte. Das Prinzip ist einfach und erfolgreich: Studierende zahlen für ihre Bleibe keine oder weniger Miete, sie tragen nur die Nebenkosten. Dafür gehen sie dem Vermieter mit haushaltsnahen Hilfen zur Hand. Pro Quadratmeter Wohnfläche fällt monatlich eine Stunde Arbeit an.

Mut machen neue Wege zu gehen

Elisabeth findet das Konzept großartig. Sie besprach die Idee mit ihren Kindern und meldete sich als Vermieterin beim Caritasverband. „Ich möchte anderen Menschen Mut machen, durch Vermietung von freiem Wohnraum in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus neue Wege zu gehen und so die Lebensqualität beider Parteien zu erhöhen. „Für mich ist das Wohnprojekt mit der jungen Studentin ein großer Gewinn“, erzählt Elisabeth. „Der Austausch mit der jungen Frau hält mich geistig fit und flexibel. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen: da ist jemand im Haus, auf den ich mich verlassen kann.“ Außerdem gibt mir die Vermittlung und Betreuung der Wohnpartnerschaft durch den Caritasverband eine große Sicherheit.“

„Die Wohnpartnerschaft ist für uns beide eine win-win-Situation“, ist auch Franziska überzeugt. „Ich fühle mich bei Elisabeth sehr wohl. Unser Zusammenleben gestalten wir flexibel und nach Bedarf. Das klappt prima.“

Wer eignet sich als Vermieter?

Als Vermieterin eignet sich jeder, der freien Wohnraum anzubieten hat, vor allem Familien mit Kindern, Alleinerziehende, Senioren oder Menschen mit Behinderung. Wer bei einer Familie mit Kindern unterkommt, kann bei den Hausaufgaben helfen, Nachhilfe geben oder kleinere Kinder betreuen. Ältere Vermieter schätzen es besonders, wenn ihre jungen Mieter ihnen einfach Gesellschaft leisten, Einkäufe oder Behördengänge erledigen oder ihnen bei der Gartenarbeit zur Hand gehen. Wie und wo sich die Mieter nützlich machen, regeln sie mit den Vermietern individuell. Ausgeschlossen sind Pflegeleistungen oder eine Betreuung rund um die Uhr.

Mehr als eine Vermittlungsstelle

Die Caritas legt großen Wert darauf, dass Mieter und Vermieter zusammenpassen. „Die Chemie muss stimmen“, wie Projektleiterin Mirjam Gawenda und ihre Kollegin Annette Graf betonen. Darauf wird schon vor dem Zustandekommen einer Wohnpartnerschaft geachtet: Die beiden Ansprechpartnerinnen lerne beide Parteien persönlich kennen und überlegen, wer zu wem passen könnte. Dann wird ein erstes Treffen arrangiert. Wenn Mieter und Vermieter sich einig sind, unterschreiben sie einen Vertrag und testen während der Probezeit, ob sie sich auch im Alltag verstehen und das Zusammenleben ihren Wünschen entspricht. In dieser Zeit und danach stehen Gawenda und Graf den Partnern mit Rat und Tat zur Seite. „Wir sind mehr als eine reine Vermittlungsstelle“, sagt Gawenda. Damit es zwischen Mieter und Vermieter klappt, sollten beide Seiten tolerant sein, offen, und lernbereit. Wer sich für ‚Wohnen für Hilfe‘ entscheidet, sollte das zudem nicht nur für ein paar Monate tun. Mindestens zwei Semester sollte die Partnerschaft dauern.

Wohnpartnerschaften haben immer Saison

Der Einstieg in ‚Wohnen für Hilfe‘ ist nicht nur zu Beginn des Semesters möglich, sondern das ganze Jahr über. Wohnraumanbieter sollten in Würzburg oder seinen Randgemeinden wohnen. Interessierte Studierende sollten realistisch einschätzen, wie viel Zeit sie investieren können, ohne ihr Studium zu vernachlässigen. Wer ein Dach über dem Kopf bietet oder sucht, wendet sich an Wohnen für Hilfe, Telefon: 0931/386 59-128, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Infos unter www.wfh-wuerzburg.de.

Claudia Jaspers

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