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Würzburgerin nimmt bei „Kirche im Mentoring“ teil, Oberzeller Generaloberin als Mentorin gewählt 

 Zell am Main/Würzburg. Jemanden an der Seite haben, mit dem man vertrauensvoll über berufliche Themen sprechen kann und der einem ehrliches Feedback gibt - mit dieser Erwartung ist Eva Pscheidl in das Programm „Kirche im Mentoring - Frauen steigen auf“ gestartet. Als Mentorin suchte sie sich Schwester Dr. Katharina Ganz aus, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen. Seit der Auftaktveranstaltung Ende September 2021 sind inzwischen drei Monate vergangen. Nach einigen Treffen verraten Eva Pscheidl und Sr. Katharina, dass sie beide von diesem Austausch profitieren.

Eva Pscheidl ist Mutter von zwei Kindern, gelernte Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin. Die 44-Jährige leitet seit fünf Jahren den Fachbereich Pflege und Betreuung im Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg e.V. Sie koordiniert als Teilzeitkraft in einer 28-Stunden-Woche die ambulanten Pflegedienste im Stadtgebiet und ist für 170 Mitarbeiter*innen verantwortlich - eine beeindruckende Leistung, die auch ihr Vorgesetzter honoriert. Dennoch möchte sie sich weiter entwickeln, Chancen nutzen. In dem Mentoring-Programm des Hildegardis-Vereins hat sie eine solche Möglichkeit für sich erkannt.

Das Programm gibt es bereits seit 2016, Ende September 2021 ist eine neue Gruppe von 20 Mentees gestartet. Mit dabei: Eva Pscheidl aus Würzburg. Im Laufe eines Jahres werden sich die Teilnehmerinnen regelmäßig mit ihrer jeweiligen Mentorin oder ihrem Mentor treffen. Zusätzlich gibt es sogenannte regionale Intervisionsgruppen, in denen sich die Mentees untereinander vernetzen können. Jede Teilnehmerin hat zudem die Aufgabe, in ihrem Arbeitsumfeld ein innovatives Projekt zu entwickeln und umzusetzen.

Etwa alle vier bis sechs Wochen treffen sich Eva Pscheidl und Sr. Katharina im Kloster Oberzell. Sie verabreden sich für rund anderthalb Stunden, meist gehen sie erst einmal eine Runde laufen. Wichtig: Der Mentee steuert die Treffen. „Es ist immer ihre Entscheidung, welche Themen sie anspricht, ob sie Fragen hat oder einfach nur reden möchte“, sagt Mentorin Sr. Katharina. „Ich weiß schließlich nicht, was ihr gerade wichtig ist.“ Dementsprechend unterschiedlich verlaufen die Gespräche. Manchmal geht es um ganz konkrete Situationen bei der Arbeit, welche die Pflegewirtin beschäftigen. Oder es stehen schwierige Mitarbeitergespräche an, bei deren Vorbereitung der Austausch mit Sr. Katharina hilfreich ist. Als Generaloberin trägt sie Verantwortung für rund 350 Mitarbeiter*innen der Kongregation.

Letztes Jahr mussten zwei Einrichtungen in Eva Pscheidls Zuständigkeit fusionieren. Bei einer Klausurtagung sollte die Fachbereichsleiterin die Umstrukturierung vorstellen. „Nach dem Austausch mit Sr. Katharina ging ich wirklich gestärkt in diesen Vortrag“, erzählt die 44-Jährige. Wenn die beiden Frauen sich nach ein paar Wochen wiedersehen, wird auch reflektiert, wie es ihr erging. Der Vortrag bei der Klausurtagung zum Beispiel lief prima - Gutes zu würdigen sei wichtig, so die Ordensfrau. Wenn ihr Mentee mit Herausforderungen oder Ärger umgehen muss, versucht Sr. Katharina ihr ebenfalls zur Seite zu stehen. Einer ihrer Ratschläge: Innehalten, Tempo raus nehmen, orientieren. „Die Lösung liegt meistens schon in einem, durch Gespräche und Rückfragen wird der Weg sichtbar.“

Schon nach diesen ersten drei Monaten spürt Eva Pscheidl, wie viel ihr dieser Austausch bringt. Als Außenstehende habe die Generaloberin einen anderen Blick auf ihre Themen und bringe gleichzeitig ganz viel Erfahrung mit. „Sr. Katharina vermittelt mir Zuversicht und Zutrauen.“ Gleichzeitig profitiert die Schwester aber auch selbst von ihrer Rolle als Mentorin. „Die Fragen von Eva Pscheidl helfen mir, mich selbst zu reflektieren. Und ich lerne inhaltlich von ihrem Fachbereich. Was weiß ich schließlich von Pflegemanagement“, verrät Sr. Katharina und schmunzelt. Aus eigener Erfahrung kenne sie zudem das Gefühl, auf neue Aufgaben schlecht vorbereitet zu sein, so die Ordensfrau. „Ich fühlte mich manchmal ins kalte Wasser geworfen und überfordert, hatte auch Zweifel.“ Sie habe viel Vertrauen und Zutrauen geschenkt bekommen, was ihr sehr geholfen habe. „Das möchte ich gerne weitergeben. Ich freue mich, wenn ich Menschen wachsen sehe.“ Daher begrüßt sie auch das Mentoring-Programm des Hildegardis-Vereins. Und setzt durchaus Hoffnung in diese Kurse, dass sie Frauen darin bestärken, Verantwortung zu übernehmen - eben auch in Leitungsfunktionen innerhalb der Kirche.

Eva Pscheidl möchte in ihrer jetzigen Position als Fachbereichsleiterin gerne präsenter sein, sich Netzwerke aufbauen, mehr Sicherheit und Stärke gewinnen. Darüber hinaus geht es ihr um Perspektiven für eine berufliche Weiterentwicklung. Sie ist überzeugt, dass sie mit der Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen dafür genau die richtige Mentorin an ihrer Seite hat. „Ich freue mich auf diesen Weg mit Sr. Katharina.“

Hintergrund: Kirche im Mentoring

„Kirche im Mentoring - Frauen steigen auf“ ist ein Mentoring-Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen in der katholischen Kirche und wird vom Hildegardis-Verein Bonn in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem Bonifatiuswerk für die deutschen Bistümer durchgeführt. Es zielt darauf ab, Frauen auf Führungspositionen innerhalb der katholischen Kirche vorzubereiten. Das 2016 gestartete Programm will darüber hinaus zu einer geschlechtergerechten Personal- und Organisationsentwicklung beitragen, für den Arbeitsplatz Kirche werben und nachhaltig Nachwuchs sichern. Aus dem Bistum Würzburg ist Eva Pscheidl seit 2016 die dritte Frau, die an dem Programm teilnimmt. Im aktuellen Kurs, der Ende September 2021 mit 20 Teilnehmerinnen startete, ist sie die einzige aus Unterfranken.

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