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20jähriges Jubiläum der Sozialstation St. Totnan

Ein Dienstwagen. Zwei Pflegekräfte. Eine Handvoll Patienten. Das klingt nach einer überschaubaren Dienstplanung, und so wird's wohl auch gewesen sein, damals, im Herbst 1989 in einem Nebenzimmer des Rottenbauerer Pfarrhauses. Hier hatte die Sozialstation St. Totnan dank Pfarrer Pötter, einem ihrer Gründerväter, eine vorläufige Heimat gefunden.

Als die Einrichtung am 16. Oktober 1989 unter der Leitung von Schwester Cornelia Schweiger von der Gemeinschaft der Kreuzschwestern in Gemünden ihren Betrieb aufnahm, war die Situation im Bereich der ambulanten Pflege in mancherlei Hinsicht von der heutigen verschieden: Die Betreuung pflegebedürftiger Menschen zu Hause wurde im wesentlichen von den großen Wohlfahrtsverbänden betrieben, Stationen in privater oder freier Trägerschaft blieben die Ausnahme. Entsprechend der begrenzten Anzahl von Einrichtungen ist auch die Versorgungsdichte nicht mit dem derzeitigen Stand vergleichbar. So war die Gründung der Sozialstation St. Totnan nicht allein dem Bestreben des O/KCV geschuldet, am Heuchelhof und in den südlichen Randgemeinden als Caritasverband „Flagge zu zeigen“. Vielmehr wurde eine vorhandene Versorgungslücke geschlossen, was die stetige Zunahme der Patientenzahlen deutlich beweist.

Die wachsende Nachfrage machte einen Umzug aus dem Rottenbauerer Provisorium unumgänglich. Auf dem Heuchelhof, in der Berner Straße, konnte die Station 1991 im wunderschön renovierten Gut ihre bis heute genutzten Räumlichkeiten beziehen. Waren die Aktivitäten der Pflegekräfte bis dahin auf Heuchelhof und Rottenbauer beschränkt gewesen, erweiterte sich das Einzugsgebiet zunehmend: Zunächst nach Reichenberg und Fuchsstadt, dann bis Heidingsfeld und in die Lehmgrubensiedlung und 2007, mit dem Engagement in Randersacker und Lindelbach, auch auf die andere Mainseite.

Die Caritassozialstation betreut heute mit 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Pflegefach- und hilfskräften sowie hauswirtschaftlichem Personal etwa 120 alte, kranke und hilfsbedürftige Menschen. Sie hat sich, aus der Tradition der Schwesternstation kommend, zu einer modernen Dienstleistungseinrichtung entwickelt, die sich hinsichtlich ihrem Leistungsangebot und ihrer Leistungsqualität dem permanenten Vergleich mit einem guten Dutzend Mitanbietern im Einsatzgebiet stellen muss.

Diesen Wettbewerb zu forcieren, war durchaus eines der Anliegen der Pflegeversicherung, deren Implementierung 1995 die bislang wohl schwerwiegendsten Veränderungen im Bereich der Pflege nach sich zog. Konnten sich die Pflegekräfte beim Umfang ihrer Arbeit bis dahin an dem tatsächlichen Pflegebedarf des Patienten orientieren und die notwendigen Tätigkeiten nach einem pauschalierten System relativ unkompliziert abrechnen, beschränkten sich seit Einführung von Pflegestufen und Leistungskomplexen die pflegerischen Handlungen fortan weitgehend auf abrechenbare Einzelleistungen. Zudem gewann durch die Budgethoheit der Versicherten bzw. deren Anghörigen über die im Rahmen der Pflegestufe gewährten Mittel ein neuer, ein merkantiler Aspekt mehr und mehr Bedeutung im Verhältnis zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden.

Nichtsdestoweniger ist und bleibt Pflege zuvorderst ein Beziehungsgeschehen. Diese Beziehungen entwickeln sich vor Ort und - bedingt durch die Besonderheit unserer Tätigkeit - oft über Zeiträume von Jahren. Nicht selten wächst eine Vertrautheit, die regelrecht familiäre Züge annimmt. Daher war es auch naheliegend, den zwanzigsten Geburtstag von St. Totnan im quasi „privaten Rahmen“ zu feiern, mit Patienten, Angehörigen und Freunden der Station.

Etwa 50 Gäste kamen am 21. Oktober ins Gut Heuchelhof. Am Beginn der Festes stand ein lebendiger Wortgottesdienst in der Gutskapelle, mit Pfarrer Alfred Kraus und Diakon Johann Loch-Karl. Jedem Patienten und seinen Angehörigen wurde als kleine Aufmerksamkeit und als Zeichen der Verbundenheit eine gelbe Rose überreicht. Bei der anschließenden gemütlichen Kaffeerunde rückten manche gemeinsam erlebte Episoden wieder ins Bewusstsein, Erinnerungen wurden ausgetauscht. Freud und Leid verbinden zu Pflegende, Angehörige und Pflegekräfte. Auch der Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V., Matthias Fenger, hatte es sich nicht nehmen lassen, an diesem Festtag anwesend zu sein. Er dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre gute, teilweise auch schwierige Arbeit und überreichte ihnen als kleines Dankeschön ebenfalls eine Rose. Auch Wolfgang Fley vom „Förderverein St. Sebastian“ dankte den Schwestern und Pflegern für ihre aufopfernde Arbeit. Die Gäste waren begeistert von den selbstgebackenen Kuchen und den gesanglichen Darbietungen des Rottenbauerer Chors. Mancher der Anwesenden ließ sich von der dichten Atmosphäre der musikalischen Beiträge anstecken und war zu Tränen gerührt. Am Ende der Feierlichkeiten sagte ein Gast bewegt: „Das mach mer emal wieder!“

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