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„So viele Anmeldungen hatten wir noch nie“, sagt Sebastian Zgraja vom Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg bei der Weihnachtsfeier, die der Verband jedes Jahr an Heiligabend ausrichtet. „Wir hatten sogar die Sorge, dass wir einigen Gästen absagen müssen.“

Zum Glück kam es nicht dazu, aber der Saal im Haus St. Lioba am Berliner Ring war bis in den hintersten Winkel voll besetzt. Für den Ersten Vorsitzenden des Caritasverbands, Werner Häußner, ein Zeichen für wachsende Einsamkeit: „Immer mehr Menschen leben allein und vermissen an Weihnachten den Anschluss an Familien, Verwandte oder Freunde.“

Schon Stunden vor der nachmittäglichen Feier beginnen die Vorbereitungen. Helferinnen und Helfer schneiden Christstollen in Scheiben, drapieren Gebäck auf Tellern, zünden Kerzen an, erhitzen in zwei silbernen Bottichen alkoholfreien Punsch. Die Tische sind mit Weihnachtssternen geschmückt. Die Pflanzen sind ein Geschenk einer Veitshöchheimer Gärtnerei. Zwei Musiker machen sich bereit. Seit elf Jahren sind Norbert Engert (Trompete) und Sebastian Hanzl (Klavier) jeden Heiligabend zur Stelle, um den Gästen der Feier eine Freude zu machen. Sie stimmen „Alle Jahre wieder“ an: Das Lied ist beinahe schon eine Erkennungsmelodie für die Feier.

Viele Besucher kennen sich. Sie begrüßen die ehrenamtlichen Helfer wie alte Freunde, setzen sich zu langjährigen Bekannten an den Tisch. Einige sind neu, so auch der Mann, der im Foyer auf einem Sofa wartet. Er hat von einer Frau, die schon seit Jahren kommt, am Bahnhof von der Feier erfahren: „Ich bin allein, da bin ich einfach mitgekommen“. Der Mann hat Glück. Es gibt noch einen freien Platz. So kann er ausnahmsweise ohne Anmeldung teilnehmen.

Auch wenn er jetzt in der Zeit ohne Bischof die Diözese verwaltet: Weihbischof Ulrich Boom ließ es sich nicht nehmen, die Tradition fortzuführen und die Feier zu besuchen. Mit kraftvoller Stimme liest er das Weihnachtsevangelium und singt mit den Frauen und Männern im Saal die vertrauten Lieder. Nach Punsch und Stollen geht Boom von Tisch zu Tisch, schüttelt Hände, schenkt jedem seine persönliche Weihnachtskarte. „Gott ist nicht da, wo Glanz und Gloria herrschen. Er steigt in Elend und Leid, in unsere Kämpfe und unser Sterben. Das ist die Botschaft von Weihnachten“, sagt Weihbischof Boom. Manche in der Runde nicken, als er schildert, wie Menschen manchmal ihr eigenes Leben nicht in der Hand haben. Aber auch zu denen, die ihre Ohnmacht erfahren, spreche die Botschaft von Weihnachten: „Fürchtet euch nicht.“

Es ist dunkel, als die letzten Gäste nach Hause gehen. Zum Abschluss dankt Häußner den Ehrenamtlichen mit einem kleinen Geschenk: „Die Helfer haben mit ihrem Einsatz und ihrer Zeit für ein paar Stunden die Einsamkeit vertrieben, die gerade am Weihnachtsabend sehr bedrückend sein kann.“

Sebastian Zgraja

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