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„Alle Jahre wieder“: Das bekannte Lied eröffnete die Weihnachtsfeier für Alleinstehende, zu der am Nachmittag des Heiligen Abends wieder rund 80 Besucher ins Haus St. Lioba am Berliner Ring kamen.

Jedes Jahr richten am 24. Dezember Ehrenamtliche der Caritas gemeinsam mit Mitarbeiterinnen des Lioba-Hauses die Feier aus. Viele der rund 80 Mitfeiernden sind Stammgäste: „Wir kennen uns inzwischen und sind wie eine kleine Familie geworden“, sagt Werner Häußner, Erster Vorsitzender des Caritasverbands für Stadt und Landkreis Würzburg. Weihbischof Ulrich Boom führt seit Jahren die Tradition seines Vorgängers Helmut Bauer weiter und besucht die Feier, um das Weihnachtsevangelium zu lesen und mit den Frauen und Männern im Saal Weihnachtslieder zu singen.

Nach Punsch und Stollen, liebevoll von Würzburger Berufsschülern gebacken, geht der Weihbischof von Tisch zu Tisch, schüttelt Hände, schenkt jedem seine persönliche Weihnachtskarte. Doch Ulrich Boom wird auch beschenkt: Eine Dame aus Rimpar bringt ihm ein liebevoll verpacktes Büchlein mit. Als der Weihbischof die Kämpfe erwähnt, die oft den Alltag prägen, stimmen ihm viele zu, nicken mit dem Kopf, murmeln bestätigende Worte. Und hören genau zu, als Boom von dem Gott spricht, der in einem Stall geboren wurde, der „in all dem Mist unseres Lebens“ zu Hause ist. Kein „stolzer Gott“, sondern einer, der demütig ist und dorthin geht, wo Menschen nicht wissen, wie es weitergehen soll.

Auf vielen Gesichtern zeichnet sich die Freude ab, wenn Weihnachtslieder gesungen werden: Sie erinnern an die Kindheit und an das Fest im Kreis der Familie. Theresia K. trägt – wie andere aus der Runde der Feiernden – selbst etwas bei: ein Gesangsstück, begleitet von Klavier und Trompete. Die 79jährige kommt schon seit zwanzig Jahren zu der weihnachtlichen Feier. Fränkische Weihnachtsgedichte und sogar eine Violinsonate von Telemann, gespielt von einem Musiker, der auch seit Jahren dabei ist, lassen die drei Stunden im Flug vergehen.

Ein knappes Dutzend der Gäste sind zum ersten Mal gekommen. So auch eine Dame, die seit dem Tod ihres Mannes allein lebt. „Schön habt ihr’s gemacht“, lobt sie nach der Feier. Einen Satz, den Priska Nied, an diesem Nachmittag öfter hört. Die stellvertretende Leiterin des Hauses St. Lioba rechnet nach: Seit fast fünfzig Jahren müsste es die Feier für Alleinstehende nun geben. Es ist dunkel, als die letzten Gäste nach Hause gehen. Zum Abschluss dankt Häußner jedem der Ehrenamtlichen mit einem kleinen Geschenk: „Die Helfer haben mit ihrem Einsatz und ihrer Zeit ein viel größeres Geschenk möglich gemacht: Sie haben für ein paar Stunden die Einsamkeit vertrieben, die für Alleinstehende gerade am Weihnachtsabend sehr bedrückend sein kann.“

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