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Seit 30 Jahren bietet die Caritas Sozialpädagogische Familienhilfe an.

Wie freundlich die Frau war, die heute zu ihr gekommen ist, um sich zu erkundigen, wie es ihr und ihrer Familie geht! Sabine Ziegler kann es kaum fassen. Die Frau hatte sie nach ihren Wünschen gefragt: „Was soll sich im nächsten Jahr geändert haben?“ Sabine Ziegler hat viele Wünsche. So wünschte sie sich, dass sie nicht mehr ständig in Geldnot sein würde. Ihre Tochter Susi soll endlich richtig sprechen können. Und ihr Sohn Philipp nicht mehr so aufbrausend und aggressiv sein.
Auch Philipp hatte Wünsche, die er beim ersten Treffen mit der Sozialpädagogischen Familienhelferin der Würzburger Caritas äußerte: „Mama soll nicht immer gleich ärgerlich werden. Und sie soll mehr Zeit für uns haben.“ Alle Wünsche und Ziele wurden festgehalten und in einem Hilfeplan ausformuliert. In den vergangenen Monaten ging Sabine Ziegler mit ihrer Familienhelferin daran, das riesige Problembündel, das sie oft so stark belastete, dass sie nachts wach lag, nach und nach kleiner werden zu lassen.
Familie Ziegler ist eine von 20 Familien, die derzeit von der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) der Caritas betreut werden. Seit fast eineinhalb Jahren begleitet eine Fachkraft aus dem vierköpfigen Team die 34-Jährige und ihre drei Kinder. „Anfangs kamen wir jede Woche vorbei, später häufiger“, schildert SPFH-Koordinatorin Gisela Schmidt. So viel Unterstützung ist inzwischen nicht mehr nötig. Einmal in der Woche nachzuschauen, wie es Sabine Ziegler und ihren Kindern geht, reicht heute völlig aus. Denn die Familie hat sich seit Anfang 2014 sehr gut entwickelt.
Sabine Ziegler wird mittlerweile viel besser mit ihren drei Kindern fertig. Der elf Jahre alte Philipp ist aber auch wesentlich ausgeglichener als früher. „Er geht nun in eine Nachmittagsbetreuung, außerdem spielt er Fußball im örtlichen Verein“, schildert Sozialpädagogin Christel Hepp. Für die kleine Susi wurde eine nette Logopädin gefunden, die intensiv mit ihr das Sprechen geübt hat. Jetzt redet sie viel mehr und viel flüssiger als früher. Ihre Sprachdefizite sind so gering, dass sie kaum noch auffallen.
Die Familienhelferin der Caritas erklärte Sabine Ziegler auch, wie man den Haushalt so organisiert, dass sich der zeitliche Aufwand in Grenzen hält, aber dennoch immer alles Notwendige da und alles sauber ist. Und noch ein großer Wunsch der 34-Jährigen, den sie am Anfang gar nicht zu äußern gewagt hatte, ging in Erfüllung: Sie hatte nach vielen Jahren endlich wieder Kontakt zu ihrer Mutter.
„Der war lange unterbrochen, weil Frau Ziegler in ihrer eigenen Familie Gewalt erfahren hat“, erläutert Caritas Familienhelferin Renate Studtrucker. Doch der Stiefvater, der ihr als Kind so viel Leid zufügte, lebt nun nicht mehr mit ihrer Mutter zusammen. So konnten sich die beiden Frauen unbefangen treffen und versöhnen. Sabine Zieglers Kinder haben damit erstmals eine Oma.
Seit genau 30 Jahren bietet der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e. V. in Würzburg Sozialpädagogische Familienhilfe an. Die wird vom Jugendamt immer dann genehmigt, wenn weniger intensive Hilfen wie Erziehungsberatung nicht ausreichen. „Dies war hier der Fall“, so Silke Brenner vom vierköpfigen SPFH-Team. Frau Ziegler, die im Landkreis wohnt, hätte es auch rein logistisch kaum geschafft, jede Woche in die Stadt zu fahren, um die Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen. Zum einen wäre es schwierig gewesen, das Geld für den Bus aufzubringen. Zum anderen hätte sie nicht gewusst, wem sie ihr jüngstes Kind, die einjährige Annette, in dieser Zeit geben sollte.
Dass es Frau Ziegler nun viel besser geht als vor eineinhalb Jahren, hat sie auch der Trennung von ihrem Mann zu verdanken. Der hatte vor einiger Zeit begonnen, zu trinken. Lange schon hatte er keine reguläre Stelle mehr. Er war großenteils auch dafür verantwortlich, dass sich immer mehr Schulden aufgetürmte hatten. Sich zu trennen, fiel Sabine Ziegler trotz permanenter Streitigkeiten sehr schwer: „Am Abend fühle ich mich oft alleine.“ Doch sie hatte eingesehen, dass die Beziehung nicht mehr zu retten war und ein Ausweg aus ihrem häuslichen Chaos zusammen mit ihrem Mann nicht möglich gewesen wäre.
Immerhin hat sie nun wieder Kontakt zu ihrer Mutter. Das nimmt ein Stück Einsamkeit. Außerdem entdeckte Sabine Ziegler durch die sozialpädagogische Familienhelferin, dass es an ihrem Ort einen Familienstützpunkt gibt. Hier lernte sie inzwischen einige nette Frauen kennen, die, wie sie, allein erziehend sind. Demnächst wird sie eine Mutter, die gleich in ihrer Nähe wohnt, erstmals privat besuchen. Mal sehen. Vielleicht entwickelt sich daraus eine Freundschaft.

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