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Blickkontakt mit einer älteren Person? In Deutschland ist das ein Zeichen von Aufmerksamkeit und Respekt. In vielen anderen Ländern gilt es jedoch als herausfordernd und unhöflich. Weiß man das, versteht man auch, was Fatim D. aus der Elfenbeinküste meint, wenn sie sagt: „Ich muss mich hier jeden Tag zwingen, unhöflich zu alten Menschen zu sein“.

 Fatim D. aus der Elfenbeinküste und vier weitere Zugwanderte aus Syrien und Eritrea berichteten beim diesjährigen Treffen für Ehrenamtliche im Asylbereich von ihren persönlichen Beobachtungen in ihrer neuen Heimat Deutschland. Unter dem Titel "Ankommen in Deutschland – Neuzugewanderte teilen ihre Perspektive“ lud Landrat Eberhard Nuß gemeinsam mit dem Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V. und mit den Malteser Integrationsdiensten Würzburg die Helferkreise, Ehrenamtlichen und Engagierten in der Asyl- und Flüchtlingsarbeit im Landkreis Würzburg ins Landratsamt Würzburg ein.

Gastgeber Landrat Eberhard Nuß begrüßte die Teilnehmer*innen auf dem Podium und die etwa 70 Anwesenden im Publikum und betonte in seinen einleitenden Worten, dass es „Begegnungen, Miteinander, offene Diskussionen und Kompromisse“ braucht, damit das Ankommen in Deutschland gelingt. Dass uns bei diesem offenen Miteinander immer auch Klischees begleiten, zeigte die Theatergruppe „Tschungulung“ des Kolpingwerks in einem heiteren Stück über vermeintlich typisch weibliche oder typisch deutsche Verhaltensweisen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass der Blick auf die Unterschiede zweier Länder oder Kulturen auf beiden Seiten leicht zu Verallgemeinerungen führen kann. So war ein Eindruck der Podiumsgäste, dass der familiäre Zusammenhalt in ihren Herkunftsländern ein anderer sei als in Deutschland. Es sei zum Beispiel unüblich, Geld innerhalb der Familie zu verleihen, statt es zu verschenken. Selbstverständlich sei es in Syrien auch, dass die ältere Generation zuhause versorgt und gepflegt wird. Beides Dinge, die in Deutschland teilweise anders gehandhabt werden, die in vielen deutschen Familien aber ebenfalls normal sind (Laut Statistischem Bundesamt werden in Deutschland 76% der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt).

Erfahrungen wie die von Fatim D. mit dem Blickkontakt kennen alle Podiumsteilnehmer*innen. Manches Erlebnis wird im Nachhinein dann zu einer unterhaltsamen Anekdote. So berichtete Zahraa A. von ihrem Vater, der auf einer Feier das Angebot von Essen und Trinken entsprechend syrischer Gepflogenheiten zunächst ablehnte. Da die deutsche Gastgeberin es wiederum höflich fand, seine Ablehnung zu respektieren und ihn nicht weiter zu bedrängen, musste ihr Vater mit leerem Magen nach Hause gehen.

Auch aus dem Publikum kamen zu den Schilderungen noch viele Anmerkungen und eigene Sichtweisen, die von Raghed Z. passend zusammengefasst wurden: „Das Wichtigste ist, dass wir andere nicht sofort verurteilen und auch nicht alle in einen Topf werfen.“

Eine Kooperationsveranstaltung von Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V., Malteser Integrationsdienste Würzburg und Landratsamt Würzburg.

Text: Tobias Goldmann Bild: Eva Schorno 

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