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Mehr als 50 Ehrenamtliche schreiben mit ihrem Engagement im Caritasladen eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Für den Träger Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg ein Grund zum Feiern und Danke sagen, aber auch einen kritischen Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung und steigende Armut zu werfen.

Seit Eröffnung des Caritasladens im Februar 2009 wurden rund 21.550 Stunden von mehr als hundert ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbracht und 22.000 bedürftige Menschen aus Stadt und Landkreis Würzburg mit rund 140.400 Kleidungstücken ausgestattet. Aktuell engagieren sich 52 Ehrenamtliche im Caritasladen in der Würzburger Innenstadt.

Als Anerkennung ihres unermüdlichen Einsatzes und Dank für ihr großes Engagement lud der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg (OKCV) die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu einer kleinen Feier in den Caritasladen ein. OKCV Fachbereichsleiterin Christiane Weinkötz, ließ die vergangenen Jahre und die Entwicklung vom Kleiderlager zum Caritasladen noch einmal Revue passieren:

Vom Lager zum Laden

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg richtete der Caritasverband das Kleiderlager in einem Lagerraum in der Sterngasse ein. Ausgegeben wurden Kleidung, Hausrat, Bücher, Spielsachen, Koffer, Taschen, Lebensmittelpakete, ein paar Jahre auch Möbel und gebrauchte Elektrogeräte. 17 Stunden pro Woche war das Kleiderlager geöffnet. Spender und Bedürftige mussten an der Tür zum Lager klingeln. Bedürftige mussten ein Kleidergesuch stellen. Sie wurden von zwei Mitarbeiterinnen einzeln bedient. Zugang zum Lager hatten sie nicht. Die Kleidung wurde für sie ausgesucht.

Als die beiden Mitarbeiterinnen 2008 in Ruhestand gingen, war die Zukunft des Kleiderlagers ungewiss. Es gab keine finanziellen Ressourcen mehr für Personal und der Lagerraum wurde anderweitig benötigt. Die Schließung schien unumgänglich. Was den Verantwortlichen im OKCV jedoch keine Ruhe ließ, war die Tatsache, dass auch mehr als 60 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges immer noch zu viele Menschen in Deutschland in Armut und Not leben.

Und so entwickelte sich allmählich aus vielen Ideen das Konzept des Caritasladens, der an einem anderen Ort und als Ehrenamtsprojekt weitergeführt werden sollte. Heute ist der Laden mit Bistro in der Koellikerstraße etabliert. Netzwerk- und Kooperationspartner stellen bedürftigen Menschen eine Berechtigung zur Nutzung des Caritasladens aus, die Caritasladencard. Gegen Vorlage dieser Caritasladencard und einen Obolus von drei Euro pro Quartal erhalten sie im Caritasladen gut erhaltene Kleidung und bei Bedarf auch persönliche Beratung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Caritasladen als Plattform um Kontakte zu knüpfen und mehr

Die Ehrenamtlichen im Caritasladen sind laut Caritasgeschäftsführer Stefan Weber und Fachbereichsleiterin Christiane Weinkötz „ein toller Mix und einfach klasse und unersetzbar.“ 85% der aktuell 52 Freiwilligen sind weiblich, 15% männlich. Sie sind unterschiedlicher Nationalität und Konfession, im Alter zwischen zwölf und weit über siebzig Jahren und kommen aus verschiedensten Ausbildungs- und Berufsständen. Schüler, Studenten, Auszubildende, Berufstätige, Ordensfrauen und Rentnerinnen und Rentner engagieren sich im Caritasladen, der mittlerweile viel mehr ist, als eine Kleiderausgabestelle. Er ist so zu einer Plattform geworden um Kontakte zu knüpfen, und sich mit anderen gemeinsam zu engagieren. Die Ehrenamtlichen sind sich einig: Ihre Arbeit im Caritasladen bereichert ihr Leben und das ihrer Kunden – eine Erfolgsgeschichte.

Das sehen auch die Verantwortlichen so. Einerseits. Andererseits richtet Caritas Geschäftsführer Stefan Weber auch den Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung. „Dass wir im 21. Jahrhundert in Deutschland, in Würzburg, die Situation haben, dass Menschen nicht über ein eigenes Einkommen verfügen, das ausreichende gesellschaftliche Teilhabe sichert und auf wohltätige Dienste angewiesen sind, ist nicht hinnehmbar“, so Weber.

Caritasladens als Armutsmilderung

Mit dieser Aussage nahm Weber Bezug auf eine Aussage von Hans Werner Loew, stellvertretender SPD Stadtratsfraktionsvorsitzender, in seiner Laudatio bei der Verleihung der Georg-Sittig-Medaille im Januar 2014 an das Ehrenamtlichenteam des Caritasladens. Loew beschrieb die Arbeit des Caritasladens als Armutsmilderung und dadurch als verdienstvolle Aufgabe zum Wohl der Stadt und der Stadtgemeinschaft. Und weil er der Überzeugung ist, dass zwei negative Gesellschaftstrends bleiben werden, nämlich die Zunahme von Armut, auch im Alter, und die Wegwerfgesellschaft, „wird die Notwendigkeit von Initiativen wie dem Caritasladen bestehen bleiben“, so Loew abschließend.

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