Würzburg Innenstadt: Es fehlt eine Nachbarschaftshilfe

Einsame knüpfen Kontakt, Blumen werden wechselseitig gegossen, Ältere bekommen kleine Hilfen und Familien erhalten Unterstützung. In der Nachbarschaft gibt es oft niederschwellig Kontakt und Unterstützung. In Städten ist das aber meist nicht so einfach. Deswegen wurde die Nachbarschaftshilfe erfunden. Freiwillig Engagierte sind in ihrem Viertel unterwegs und tun was gerade gebraucht wird. Schon lange bestehen in verschiedenen Stadtteilen Würzburgs Initiativen, die unter dem gemeinsamen Motto Eine Stunde Zeit schnelle und niedrigschwellige Hilfe bei kleineren Aufgaben ermöglichen oder einfach nur ein offenes Ohr bieten und Gesellschaft leisten.

In der Innenstadt konnte sie nach Corona mangels einer koordinierenden Stelle nicht weitergeführt werden. Und das wird zunehmend spürbar: Hilfesuchende und Alleinlebende wenden sich vergeblich an professionelle Beratungsstellen. Die können aber nicht ersetzen, was sonst an Nachbarschaft gepflegt wird. Und wer dazu nicht digital versiert ist, kann auch nicht über die sozialen Medien neue Kontakte knüpfen. Außerdem: „Nachbarschaft ist ein spontaner oder geplanter Kontakt zum Anfassen“, sagt Cathrin Holland von der Diakonie Würzburg und Antonia Reuther vom Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg ergänzt: „Nachbarn helfen sich gegenseitig, Ehrenamtliche können nachbarlich helfen, auch wenn sie vielleicht nicht nebenan wohnen. Die professionellen Angebote engagieren sich dort, wo darüber hinaus fachliche Hilfe nötig ist.“

Diakonie und Caritas beraten seit vielen Jahren die oft ökumenisch getragenen sogenannten Nachbarschaftshilfen in den Stadtteilen.

  • Wer braucht gerade hilfreiche Nachbarn?
  • Wie gewinnen wir neue Ehrenamtliche?
  • Was brauchen Ehrenamtliche, für ihr Engagement?

All diese Fragen werden von Antonia Reuther und Cathrin Holland mit den Verantwortlichen der Nachbarschaftshilfen besprochen. Aber wie kann es auch in der Innenstadt neue, aktive ehrenamtliche „Nachbarn“ geben? Was wird speziell hier gebraucht? „Die Menschen müssen miteinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig unterstützen“, ist Cathrin Holland überzeugt.

Zusammen mit der Freiwilligen Agentur Würzburg und dem Generationenzentrum Matthias-Ehrenfried e.V. wollen die beiden erfahrenen Fachfrauen sich dafür einsetzen, dass auch in der Innenstadt wieder eine aktive Nachbarschaft entstehen kann. Dabei ist auch zu überlegen, wer sich für die zukünftigen Ehrenamtlichen verantwortlich fühlt, sie koordiniert und zusammenführt mit den Personen, die gerne Kontakt oder Hilfe hätten. „Das sollte, wenn irgend möglich, direkt im Stadtteil, beziehungsweise in der Innenstadt geleistet werden. Ideal fänden wir dazu eine Anbindung an ein Quartiersbüro“, erläutert Antonia Reuther. „Das gibt es aber noch nicht!“

„Wir gehen die Sache gemeinsam an“, sagt auch die Mitarbeiterin der Freiwilligenagentur Barbara Zellfelder-Flecken. „Dazu wird es zunächst eine Umfrage bei den Innenstadt-Bürger*innen geben. Da versuchen wir zu erfahren, wie die Bewohner*innen dieses Stadtteils ihre Nachbarschaft sehen und was sie in diesem Bereich nötig und wichtig finden.“ Engagement lebt vom Mitmachen. Doch wie sehen dies die Anwohner der Innenstadt? Egal ob Student oder langjährige Bewohnerin – wie ergeht es ihnen selbst dort in puncto Nachbarschaft? Erfahrungen zeigen, wer sich in seinem Stadtteil zugehörig fühlt, hat auch Spaß daran, sich dort selbst einzubringen. Im September wird es eine besondere Gelegenheit geben, persönlich mit anderen über Nachbarschaft in der Innenstadt ins Gespräch zu kommen.

Unter dem Thema Leben in der Innenstadt – Engagierte Nachbarschaft steht eine Dialogveranstaltung im Matthias-Ehrenfried-Haus am 23. September 2025. Dort gibt es dann die Möglichkeit Bedarfe und Angebote einzubringen und die eigene Mitarbeit anzudenken.

Barbara Zellfelder-Flecken, Freiwilligen Agentur Würzburg
Antonia Reuther, Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V.

  • Umfrage für Bewohner der Innenstadt: Beteiligung bis 31. Juli unter folgendem Link möglich:
    https://survey.lamapoll.de/Leben-in-der-Innenstadt—Nachbarschaftsbefragung
    Der Link ist auch zu finden auf der Website der Freiwilligenagentur
  • Leben in der Innenstadt – Engagierte Nachbarschaft
    Veranstaltung zum Nachdenken, Weiterdenken und Mitmachen
    23. September 2025 | 17:00 bis 20:00 Uhr | Matthias-Ehrenfried-Haus
    Ohne Anmeldung, kein Eintritt
  • Fragen, Ideen und Anregungen gerne an:
    • Antonia Reuther, Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg, Tel. 0931/386 59-125
    • Cathrin Holland, Diakonie Würzburg, Tel. 0931780487-49
    • Barbara Zellfelder-Flecken, Freiwilligen Agentur Würzburg, Tel. 0931-372706
Foto: Studio-Romantic/AdobeStock